Im Reich der Ameisen gibt es ein Rettungswesen: Kommt es im Kampf zu einer Verletzung, ruft die verwundete Ameise um Hilfe. Sie wird dann zurück ins Nest getragen und verarztet.
Bettina Hahne-Waldscheck
12. Juli 2017

Die Afrikanischen Matabele-Ameisen (Megaponera analis) sind südlich der Sahara weit verbreitet und haben sich auf eine besondere Nahrung spezialisiert: Sie fressen Termiten. Zwei bis vier Mal am Tag gehen die Ameisen auf Beutefang. Sie ziehen in langen Kolonnen aus, überfallen Termiten an ihren Futterstellen, töten dort viele Arbeiter und schleppen die Opfer zurück in ihr Nest.

Bei diesen Überfällen werden die Ameisen in Kämpfe mit der Soldatenkaste der Termiten verwickelt. Dabei kann es Tote und Verwundete geben, die Termiten wissen ihre gepanzerten Köpfe und kräftigen Kiefer gut gegen die Ameisen einzusetzen. Die Ameisen haben ein Rettungsverhalten entwickelt, das man in dieser Form bei Insekten bislang nicht kannte. Wird eine Ameise im Kampf verletzt, «ruft» sie ihre Artgenossen um Hilfe, indem sie chemische Signalstoffe absondert. Sie wird dann zurück ins Nest getragen. Meist besteht die «Therapie» darin, die Termiten zu entfernen, die sich an der Ameise festgebissen haben. Ein Forschungsteam der Universität Würzburg beschreibt dieses Rettungswesen im Journal «Science Advances». «Erstmals haben wir damit bei wirbellosen Tieren ein Helferverhalten gegenüber Verletzten beobachtet», sagt Erik Frank. Gerade bei sozialen Insekten, bei denen das Individuum im Vergleich zur Kolonie nur wenig zählt, sei das nicht zu erwarten gewesen.

(Artikel aus factum 5/2017)