An Autismus erkrankten Menschen kann sehr viel besser geholfen werden, wenn die Krankheit möglichst früh erkannt und sofort sehr intensiv therapeutisch behandelt wird. Diese Entdeckung der israelischen Ärztin und Psychologin Dr. Hanna Alonim und die von ihr entwickelte Mifne-Therapie ist eine grosse Hilfe für die Patienten. Sie wird langsam auch in anderen Ländern bekannt und angewendet – mit grossem Erfolg.
Thomas Lachenmaier
2. Mai 2017

Autisten haben sehr eingeschränkte Möglichkeiten, mit ihrer Umwelt zu kommunizieren. Die Diagnose Autismus wird oft erst gestellt, wenn die Kinder bereits fünf oder sechs Jahre alt sind. Dank eines Diagnoseverfahrens, welches Dr. Alonim entwickelt hat, kann die Krankheit sehr früh erkannt werden. Es wird inzwischen auch in Europa und den USA angewendet. Die frühe und intensive Behandlung ist für den Therapieerfolg entscheidend.

Die Behandlung kann bereits im Alter von wenigen Monaten begonnen werden. Ziel ist eine möglichst intensive Kommunikation mit der Familie. Das Mifne-Zentrum im pittoresken Rosh Pina im Norden Israels ist darauf spezialisiert, Kinder bis zum Alter von zwei Jahren sowie ihre Familien zu behandeln. Patienten aus aller Welt sind willkommen. Die dreiwöchige Behandlung konzentriert sich auf die gesamte Bandbreite der kindlichen Entwicklung und nutzt reziproke Spieltherapie, eine Methode, die entwickelt wurde, um die kindliche Fähigkeit, zu kommunizieren und positiv mit der Umwelt zu interagieren, zu stärken. Bei jeder Behandlung konzentrieren sich mehrere Therapeuten auf ein Kind, das macht den Prozess so intensiv. Ziel ist es, danach Therapiebestandteile in den Alltag der Familie zu integrieren.

Hanna Alonim möchte, dass die Erkenntnisse und Erfahrungen auch Autisten in anderen Ländern zugutekommen. Der einzige Ort ausserhalb Israels, an dem diese Art der Behandlung angewendet wird, ist Muttenz bei Basel. Das dortige Fias-Zentrum (Frühintervention bei Autismus-Spektrum-Störungen) sammelt seit sechs Jahren gute Erfahrungen. Die Behandlung beginnt mit einer dreiwöchigen Intensivphase, bei der an sieben Tagen in der Woche die ganze Familie einbezogen wird.

(Artikel aus factum 3/2017)