Das christliche Erbe der Türkei gerät immer mehr unter die Räder von Erdogans Islamisierung des Landes. Jetzt hat Erdogans Administration mehr als 50 Kirchen und Klöster sowie deren Liegenschaften und Friedhofsgrundstücke beschlagnahmt.
factum-Redaktion
22. August 2017

Die Türkei-Berichterstatterin der konservativen EVP-Fraktion im EU-Parlament, Renate Sommer (CDU), sagte: «Ganz offensichtlich arbeitet die türkische Regierung daran, die Minderheit der Aramäer im Land nicht nur – wie schon seit Jahren – zu drangsalieren, sondern regelrecht auszulöschen.»

Im Südosten des Landes, wo die Enteignungen stattfanden, leben seit fast 2000 Jahren aramäische Christen, sie sprechen noch die Sprache Jesu. Bereits 2016 enteignete Erdogan sechs protestantische, katholische und orthodoxe Kirchen in Diyarbakir. «Die Regierung hat dieses Eigentum nicht etwa übernommen, um es zu schützen. Nein, sie will es einfach besitzen», sagte damals Ahmet Guvener, Pastor der protestantischen Kirche von Diyarbakir.

Eine solche Enteignungswelle habe es noch nie gegeben, sagte Daniyel Demir vom Bundesverband der Aramäer in Deutschland. Nun könne die Behörde aramäisches Kulturerbe aus den frühen Jahrhunderten «an Dritte veräussern, in Museen verwandeln oder auch zu Moscheen umwidmen».

Die Stiftung des syrisch-orthodoxen Klosters Mor Gabriel in der südosttürkischen Region «Tur Abdin» (Berg der Gottesknechte) bereite Klagen gegen das Vorgehen des türkischen Staates vor: «Die Christen sind entschlossen, das Ganze bis an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zu tragen.» Die aramäische Minderheit sei im «Tur Abdin» bereits stark zurückgegangen. Mittlerweile lebten in der Region nur noch 2000, in der gesamten Türkei rund 20 000. Demir: «Wir rufen die Bundesregierung auf, den Aramäern zur Seite zu stehen.» Die Zahl der Christen im einstigen christlichen Kernland Türkei sinkt. Ungefähr zwei Promille der Türken sind Christen.

(Artikel aus factum 6/2017)