Die englische Stiftung «Lovewise» informiert Kinder und Jugendliche über den Umgang mit Liebe, Sexualität und Ehe aus christlicher Sicht. factum sprach mit der Kinderärztin Dr. Liz Jones.
Bettina Hahne-Waldscheck
9. November 2018

factum: Liebe Liz Jones, warum wurde «Lovewise» (auf Deutsch etwa: Liebe mit Weisheit) gegründet?
Dr. Liz Jones: Im Jahr 2002 gab es eine Anzahl von Kinderärzten in Newcastle upon Tyne, alles Christen, die besorgt über die Anzahl junger Menschen waren, die zu uns mit Symptomen wie Kopf- und Bauchschmerzen kamen. Nachdem wir sie medizinisch untersucht hatten, fanden wir, dass ihnen körperlich nichts fehlte. Uns wurde klar, dass viele ihrer Probleme durch Stressfaktoren verursacht wurden, wie das Auseinanderbrechen von Familien oder von sexuellen Beziehungen, in die sie selbst involviert waren. Wir trafen uns und beteten darüber. Das Ergebnis war, dass wir übereinkamen, diesen Kreislauf zu durchbrechen, indem wir jungen Menschen über Ehe, Beziehung und Sexualität aus biblisch-christlicher Sicht erzählen. Wir gründeten «Lovewise» 2002 als Stiftung.

factum: Im deutschsprachigen Raum gibt es auch christliche Organisationen, die sich um dieses Thema kümmern. («True Love Waits», «Wahre Liebe wartet»; www.safersurfing.org; www.jugend-frei.ch). Wie viele Mitarbeiter hat «Lovewise»?
Jones: Wir haben sechs feste Teilzeitkräfte und viele freiwillige Mitarbeiter. Dr. Chris Richards und ich sind zwei der drei Stiftungsräte. Wir arbeiten ehrenamtlich, zusammen mit einem weiteren pensionierten Lehrer. Ich bin ebenfalls im Ruhestand als Kinderärztin. Unsere Stiftung wurde in Nordengland gegründet, aber wir haben auch ehrenamtliche Teams in anderen Teilen des Landes.

factum: Auf welche Art kommunizieren Sie Ihre Gedanken und Ihren Rat an Schüler?
Jones: Während der ersten Jahre gingen wir oft an Schulen und sprachen dort mit vielen Teenagern, aber heute werden wir aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklungen nicht mehr so oft eingeladen. Unsere Arbeit heute ist auch für jüngere Kinder im Grundschulalter und für ihre Eltern. Wir wollen sie mit guter Unterweisung erreichen, bevor sie die nicht christliche Botschaft hören. Wir möchten besonders christliche Eltern ermutigen, mit ihren Kindern über diese Themen zu sprechen, bevor sie darüber in der Schule oder von ihren Freunden hören, was zunehmend früher geschieht.

factum: Welches Material nutzen Sie?
Jones: Wir haben zwei Bücher für Kinder zwischen 9 und 14, die sie mit ihren Eltern lesen können: «Growing up God’s way for girls» und das gleiche für Jungen. Es geht um Pubertät, Beziehungen und Ehe. Für Teenager gibt es das Buch «True Love». Es erklärt, was die Bibel zu Sexualität und Beziehungen sagt. Diese Bücher wurden ins Deutsche übersetzt.Wir haben auch ein «True Love Interactive Biblestudy». Das eignet sich für kirchliche Jugendgruppen oder Familiengruppen. Zudem bieten wir jungen Menschen eine separate Webseite: «Lovewiseonline.org».

Weiter haben wir für Teenager eine DVD über die Ehe und Material für Schulen: Präsentationen auf einer CD mit Büchern für die Lehrer. All unser Material wurde von Gesundheitsexperten (Ärzten) mit Inputs von Eltern und Lehrern geschrieben.

factum: Ich sah auch etwas zum Thema Pornografie. Was lehren Sie dazu?
Jones: Die Regierung hat den Schulen gesagt, dass sie die Schüler über die Gefahren der Pornografie aufklären sollen, aber viel von diesem Material zeigt den Kindern am Ende Pornografie, um darüber zu diskutieren. Unsere CD mit einer Power-Point-Präsentation tut das nicht. Gefahren sind: Pornografie kann eine zukünftige Beziehung verderben; man denkt an Menschen als Objekte; sie kann die geistige Gesundheit beeinträchtigen; sie verursacht den Missbrauch von Menschen. Es besteht die Gefahr, dass junge Menschen sich isolieren, sich von Freunden und Familie absondern, weil es süchtig machen kann. Pornografie bringt Jugendliche dazu, nach den falschen Dingen in einer Beziehung zu suchen. Und sie hinterlässt dauerhafte Bilder im Kopf. Wir sagen den Teenagern, dass sie vorsichtig damit sein sollen, was sie ansehen, und beenden die Präsentation mit der Alternative: eine richtige Beziehung und Ehe. Wir erläutern auch die christliche Botschaft, dass Gott Vergebung und einen Neustart anbietet. Die Präsentation wurde schon an vielen hundert Schulen gezeigt.

factum: Sind Teenager offen gegenüber dem, was «Lovewise» erzählt, oder finden sie das altmodisch?
Jones: Wir bekommen ganz unterschiedliche Reaktionen. Einige Teenager scheinen es altmodisch zu finden, aber es gibt auch Feedbacks wie: «Ich bin froh, was Sie erzählt haben, ich werde jetzt sorgfältiger darüber nachdenken.»

factum: Was sind weitere persönliche Geschichten, die Sie ermutigt haben und wo Sie sahen, dass «Lovewise» helfen konnte?
Jones: Wir bekommen viele persönliche Reaktionen, ein paar davon sind veröffentlicht, zum Beispiel in dem Buch «True Love». Ein Mädchen erzählt darin über ihre Verletzung, weil sie mit 14 schon eine sexuelle Beziehung mit ihrem Freund hatte. Jetzt weiss sie, wie Gott zu dem Thema denkt und was für wichtige Konsequenzen jede Entscheidung in Beziehungen hat. Sie sagt: «Ich weiss nun, wie wichtig es ist, in diesen Dingen Entscheidungen zu fällen, bevor man eine Beziehung eingeht, in der der Druck, ‹Ja› zu sagen, ganz massiv werden kann.»

Lesen Sie das ganze Interview in factum 08/2018.