Mit den fast acht Milliarden Euro, die ARD, ZDF & Co. jedes Jahr einnehmen, wird auch ein ausschliesslich von Muslimen produzierter YouTube-Kanal finanziert, auf dem unter anderem Werbung für den Übertritt zum Islam gemacht wird. In der Sendung «Fietes Konversion. Mein Weg zum Islam» berichtet Islamkonvertit Fiete Aleksander, wie er den Weg zum Islam gefunden habe.
Stefan Frank
26. Oktober 2019

Der Film wurde auf einem von ARD und ZDF finanzierten islamischen YouTube-Kanal namens «Datteltäter» gezeigt, der derzeit 355 000 Abonnenten hat. In dem verschachtelten Medienimperium von ARD und ZDF gibt es seit 2016 ein eigenes Subunternehmen für Internetprogramm, «funk», welches sich an die Zielgruppe der «14- bis 29-Jährigen» richtet. «funk» produziert auch das Programm für den islamischen YouTube-Kanal. Aleksander, das ist bemerkenswert, gehört selbst zum Redaktionsteam der «Datteltäter». Er interviewt sich also selbst über seinen eigenen Glauben. Das ist etwa so, wie wenn Peter Hahne zu seiner Zeit als ZDF-Moderator im «heute-journal» befragt worden wäre, wie er den Weg zu Jesus gefunden hat (das wäre in Deutschland ein Skandal gewesen, woran man erkennt, wie mit zweierlei Mass gemessen wird: Säkularismus und weltanschauliche Neutralität des öffentlich-rechtlichen Fernsehens spielen, so scheint es, keine Rolle mehr, wenn es um den Islam geht).

Zu Beginn des Films schildert Fiete, wie er als Teenager unter psychischen Problemen gelitten habe. Er erzählt von mangelndem Selbstwertgefühl, von familiären Konflikten («Fiete, du bist 'n Scheiss wert»), erwähnt Alkohol- und Drogenmissbrauch und die Angst, sich «dieser Welt da draussen zu stellen». Der Spielfilm «Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran» habe ihn dann zum Islam bewegt. Dass Omar Sharif in der Hauptrolle als gütiger Muslim beständig sagt: «Ich weiss, was in meinem Koran steht», habe ihn neugierig auf den Koran gemacht. Von da an sei die Konversion zum Islam «unglaublich schnell» verlaufen, der Alkohol habe dem Koran Platz gemacht. Bei einer spontanen Türkeireise sprach er in einer Moschee das islamische Glaubensbekenntnis.

Mina Ahadi vom Zentralrat der Ex-Muslime äusserte sich schockiert über den Film und auf welch naive Art sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen dem Thema widmet. Mina Ahadi: «Wir erfahren nicht, wie jemand wie Fiete die Stelle im Koran versteht, wo es heisst, der Mann habe das Recht, die Frau zu schlagen. Es steht auch schwarz auf weiss im Koran, dass Ungläubige ‹schmutzig› seien und man sie umbringen dürfe.» Ein wichtiges Problem werde verharmlost. So etwas dürfe man «nicht im öffentlichen Fernsehen zeigen, ohne andere Meinungen, ohne Kritik, ohne Diskussion». Es werde indirekt Werbung für den Islam gemacht, die Konversion «als eine hilfreiche Sache dargestellt». Was sagen die Verantwortlichen dazu? Man könne die Kritik «nicht nachvollziehen», heisst es bei «funk», man nehme den «öffentlich-rechtlichen Auftrag, gerade mit dem Format ‹Datteltäter›, besonders ernst», der Beitrag sei von einer Redaktion erarbeitet worden, die «ihrer journalistischen Sorgfaltspflicht nachgeht». Fragen wie die, wer der Souverän in einem Land ist – das Volk oder Allah –, ob ein Muslim der Scharia gehorchen muss (und wer sie auslegen darf) oder welcher Status Frauen und «Ungläubigen» zukommt, werden im Film nicht thematisiert. Es fehlt der Warnhinweis, in einer Sendung, die sich an junge Erwachsene richtet, dass die Entscheidung für den Islam endgültig ist: Austreten kann man nicht. In einer von der einflussreichsten islamischen Institution, der Al-Azhar-Universität in Kairo, verfassten und weiterhin gültigen Fatwa heisst es schwarz auf weiss, dass wer vom Islam abfällt und keine Reue zeigt, getötet werden muss. Wie kann das öffentlich-rechtliche deutsche Fernsehen junge Menschen dazu ermuntern, einen so verhängnisvollen Weg einzuschlagen?

Wenn die Öffentlich-Rechtlichen islamisches Fernsehen machen, dann machen sie es auch 100-prozentig. Ein Foto auf der Facebookseite der «Datteltäter» zeigt das Redaktionsteam, sechs Männer und vier Frauen: Alle Frauen tragen einen Hidjab. Anders als bei den meisten Frauen auf den Strassen Teherans ist bei keiner von ihnen auch nur eine einzige Haarsträhne zu sehen. Kaum hat das öffentlich-rechtlich-islamische Fernsehen begonnen, ist es schon strenger, als es die mutawwi, die islamische Religionspolizei, vorschreibt.

Meldung aus factum 08/2019.