Ilhan Omar, eine der beiden neugewählten muslimischen Abgeordneten des US-Repräsentantenhauses, ist wegen antisemitischer Äusserungen auch in ihrer eigenen Partei umstritten. Sie meint unter anderem, «Israel» habe «die Welt hypnotisiert», um «Böses» tun zu können.
Stefan Frank
28. September 2019

Anfang des Jahres äusserte sie, die Abgeordneten des US-Kongresses seien nur deshalb israelfreundlich, weil sie dafür bezahlt würden. Omar wird von islamistischen Organisationen gesponsert, unterhält enge Beziehungen zum türkischen Präsidenten Erdogan und hat sich mit Leuten verbunden, die dem Hitler-Bewunderer Louis Farrakhan und der Judenmörderin Rasmea Odeh nahestehen. Dennoch gilt sie vielen diesseits und jenseits des Atlantiks als «Hoffnung Amerikas». Gibt es für eine stramme Judenhasserin Hoffnung? Ja, meint die Frauenrechtlerin Ayaan Hirsi Ali.

In einem autobiografischen Beitrag machte sie Ilhan Omar Mut. Aus eigener Erfahrung sagt sie ihr, dass es möglich sei, sich vom Antisemitismus zu befreien. «Wie ich wurde Ilhan Omar in Somalia geboren und war in frühester Kindheit dem muslimischen Antisemitismus ausgesetzt», so Ali. Den Begriff «Antisemitismus» habe sie selbst, wie sie weiter schreibt, zwar erst gehört, als sie in ihren Zwanzigern in die Niederlande kam. «Doch mit dessen muslimischer Variante war ich persönlich vertraut.» Immer, wenn Konflikte ausgebrochen seien, etwas kaputtgegangen sei oder Not herrschte, wurden die Juden verantwortlich gemacht.

Wenn ihre Mutter über etwas ärgerlich war, habe sie «Yahud!» (Jude) gebrüllt. Erwachsene um sie herum hätten das Wort so benutzt «wie Amerikaner das F-Wort». Mit 15 sei sie dann Islamistin geworden. In Kursen habe man ihr Gräuelbilder von angeblich von Israelis verübten Massenmorden gezeigt und sie gelehrt, «dass Juden keine Menschen sind, sondern die Nachfahren von Affen und Schweinen, und wir danach trachten sollten, sie zu töten, wo immer wir sie treffen».

Doch es sei ihr gelungen, sich vom Antisemitismus zu befreien, so Ali: «Ich bin der lebende Beweis, dass man als Somalierin geboren, als Antisemitin erzogen, zur Antizionistin indoktriniert werden – und dennoch all dies überwinden kann, um die einzigartige Kultur des Judentums und die aussergewöhnlichen Errungenschaften des Staates Israel wertzuschätzen. Wenn ich diesen Sprung vorwärts machen kann, dann kann es Frau Omar vielleicht auch.»

Kommentar aus factum 07/2019.