Keine Volksgruppe im Nahen Osten leidet so unter dem Krieg in Syrien wie die Christen. Sie müssen vor Ort Hilfe des Westens bekommen und sie sollten Vorrang haben, wenn sie als Flüchtlinge hier ankommen. Das erklärte der CDU-Bundestagsabgeordnete Prof. Heribert Hirte.
Thomas Lachenmaier
17. September 2016

Prof. Hirte ist Vorsitzender des Stephanuskreises, eines überkonfessionellen Gesprächskreises der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, der sich in besonderer Weise für Religionsfreiheit und für verfolgte Christen einsetzt.

Durch die «sehr hohe Zahl an Asylbewerbern, die auch aus sicheren Herkunftsländern kommen und weit überwiegend keine Chance auf Anerkennung auf Asyl haben», sei es schwierig, die nötigen Kapazitäten für die tatsächlich politisch und religiös Verfolgten bereitzustellen. Bei der Christenverfolgung in nahöstlichen Ländern handelt es sich nicht nur um einen «Kollateralschaden» des Syrienkrieges und der desolaten Situation im Irak – obwohl das Chaos und die Instabilität die Christenverfolgung erleichtern und verstärken. Prof. Thomas Schirrmacher, Vorsitzender der Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA), wies darauf hin, dass der Islamische Staat (IS) und andere Kräfte «endgültig vollenden» wollten, was vor 100 Jahren bei dem Genozid nicht ganz gelungen sei. Es handelt sich um eine gezielte Kampagne. Schirrmacher erinnerte daran, dass der Grossmufti von Saudi-Arabien die Losung ausgegeben hat, dass es in zehn Jahren keine Kirche mehr in der arabischen Welt geben solle. Für die Christen vor Ort sei es egal, ob ihnen der IS oder Saudi-Arabien, das offiziell gegen den IS kämpft, gegenüberstehe. Die Ziele seien dieselben. Schirrmacher: «Der Genozid ist wieder in vollem Gange.»

Fatal für die Christen ist, dass die Türkei jetzt einen Vernichtungskrieg gegen die Kurden begonnen hat. In den kurdisch beherrschten Gebieten können Christen weithin unbehelligt leben. Die Kurden sind die stärkste Kraft vor Ort, die sich dem Treiben des IS entgegenstellt.