Die Bibel ist wohl süsser als Honig, aber andererseits auch das Licht, das alles blossstellt; der Hammer, der Felsen zerschlägt; das Schwert, das alles offenlegt. Was ist unsere Reaktion?
Klaus Güntzschel
20. Februar 2020

Es ist faszinierend, wie ein über zweitausend Jahre altes Buch immer wieder ins Schwarze trifft. Gott hat dieses Buch geschrieben. Sein Geist hat den Inhalt eingehaucht und es ist heute noch lebendig. «Alles ist bloss und aufgedeckt vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben» (Hebr. 4,13).

Zur Geschichte. Das Alte Testament berichtet beispielsweise von einer Vater-Sohn-Geschichte, deren Anwendung eine deutliche, regelrecht plakative Sprache spricht. Es ist mein Ziel mit diesem Essay, dieses Plakat auszurollen und für jedermann sichtbar zu machen.

Wir beginnen mit dem Vater. Josia, einer der letzten Könige über das Südreich, wird bereits mit acht Jahren König. Im fast noch jugendlichen Alter von zwanzig Jahren setzt er bereits innenpolitische Akzente. Er bekämpft den Götzendienst im Volk Gottes, wird sozusagen reformatorisch tätig. Als er das Haus Gottes ein paar Jahre später ausbessern lässt, taucht dort das Buch des Gesetzes des Herrn auf. War es verstaubt in Vergessenheit geraten? – Offenbar. Trug Manasse, der Grossvater Josias, die Schriftrolle nicht, wie vorgeschrieben, bei sich? Wie konnte sie in Vergessenheit geraten? Die Finder sind sich jedenfalls einig, sie so schnell wie möglich zum König zu bringen. Schaphan, der Schreiber, übernimmt die feierliche Aufgabe, dem König daraus vorzulesen.

Als der König die Worte Gottes hört, zeigt er eine erstaunliche Reaktion: Er zerreisst seine Kleider – ein Ausdruck tiefster Bestürzung, Erschütterung und Betroffenheit. Josia erkennt, wie Gott die Lage des Volkes beurteilt. Was er hört, ist eine Gerichtsankündigung. Das veranlasst ihn, persönlich Busse zu tun. Er flüchtet sich nicht in Diskussionen oder Erklärungsversuche. Nein, er schafft Tatsachen, indem er seine Kleider zerreisst.

Die Bibel ist weder eine Thesensammlung noch ein Diskutierbuch. Sie ist einerseits wohl süsser als Honig, aber andererseits auch das Licht, das alles blossstellt; der Hammer, der Felsen zerschlägt; das Schwert, das alles offenlegt. Sie zwingt uns zu einer Reaktion, auch wenn das zuweilen unbequem sein mag oder uns in Erklärungsnöte bringt. Wie heilsam ist es für uns, die selbst gebastelte Gerechtigkeit aufzugeben und unsere Kleider zu zerreissen. Besser heute als morgen. Wie viele selbstgerechte und törichte Lehrgebäude hat die Christenheit hervorgebracht? Wenn das Wort Gottes «gefunden» wurde, stürzten sie zusammen. Ihre Trümmer säumen die Allee der Kirchengeschichte. Wir können heute nicht besser und einsichtsvoller reagieren als Josia – ein heilsames Zerreissen unserer eigenen Kleider. Diese Begebenheit ist nachzulesen in 2. Chronika 34.

Lesen Sie den ganzen Artikel in factum 01/2020.