Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Christdemokraten für das Leben (CDL) und ehemalige Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Hubert Hüppe, wendet sich gegen vorgeburtliche Diagnosen, die dem Zweck dienen, die Geburt von Kindern mit Down-Syndrom zu verhindern.
Thomas Lachenmaier
14. Mai 2019

Hüppe fordert, das Recht auf Teilhabe für Menschen mit Down-Syndrom in Deutschland endlich umzusetzen.

Mit den Verfahren zur «Nichtinvasiven Pränatal-diagnostik» (NIPD) werde «die Fahndung nach Menschen mit Behinderungen immer mehr ausgeweitet», so Hüppe. Der Druck auf schwangere Frauen, dieses Verfahren anzuwenden, werde damit noch verstärkt. Tatsache ist, so Hubert Hüppe, «dass die Suche nach ungeborenen Kindern mit Down-Syndrom im Mutterleib keinen therapeutischen oder medizinischen Nutzen hat, sondern einzig der Selektion dieser Menschen dient». Deswegen lehnt die CDL auch alle anderen pränatalen Selektionsverfahren ab, die keinen therapeutischen Nutzen für das Kind haben.

Letztlich seien aber nicht die Testverfahren alleine für die Situation verantwortlich, sondern ein Gesetz, das zulässt, dass Menschen mit Behinderungen faktisch bis zur Geburt abgetrieben werden dürfen. Dies habe in diesem Jahr der Tod von Tim, dem sogenannten «Oldenburger Baby», der seine eigene Abtreibung vor 21 Jahren überlebt hatte, noch einmal brutal vor Augen geführt. Seitdem, so Hüppe, hat es noch keine gesetzlichen Veränderungen gegeben, die die Situation wirklich wirksam verändert hätten. Dies widerspricht der UN-Behindertenrechtskonvention, die den Menschen mit Behinderungen ein Recht auf Leben garantiert.

Bemerkenswert ist, dass auch immer mehr Menschen mit Down-Syndrom selbst sich gegen diese Situation wehren. Dazu gehört unter anderem auch der Schauspieler Sebastian Urbanski, der anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus im Deutschen Bundestag gesprochen hat. Auf einer Pressekonferenz anlässlich der Vorstellung eines Gutachtens zu NIPD fasste er seine Forderung wie folgt treffend zusammen: «Wir wollen doch nur das, was alle anderen Menschen auch wollen: Wir wollen einfach nur leben.» Dazu gehört auch die junge Frau mit Down-Syndrom, Natalie Dedreux, die in der ARD-«Wahlarena» die Kanzlerin Angela Merkel fragte, wieso man Babys mit Down-Syndrom bis kurz vor der Geburt abtreiben darf. Auf eine echte Antwort wartet sie bis heute, so Hubert Hüppe.

Meldung aus factum 04/2019.