Die Antwort auf den Islam ist, den Muslimen das Evangelium zu bringen. Wenn wir Christen ihnen das Evangelium schuldig bleiben, werden sie uns eines Tages zum Gericht.
Albrecht Hauser
3. September 2018

Wir sind zur Hoffnung berufene Menschen, und daher gilt uns Gottes Wort jeden Tag neu: «Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist» (1. Petrus 3,15). Wird es der Kirche und Gemeinde Jesu Christi neu gelingen, den Menschen im 21. Jahrhundert in ihrem jeweiligen Umfeld von dieser uns in Jesus Christus von Gott geschenkten Hoffnung etwas zu vermitteln? Wo dies geschehen wird, braucht die Kirche und Gemeinde Jesu Christi keine Zukunfts- und Überlebensängste haben.

Wir sind gesandt an Christi statt, das Evangelium der versöhnenden Liebe Gottes allen Menschen nahezubringen. Gottes Weckruf ist daher, unsere Berufung wahrzunehmen, denn wir sind das Evangelium unseren Mitmenschen schuldig. Ein Muslim in Pakistan schrieb mir, nachdem er einen Bibelfernkurs belegt hatte: «Ich habe nun gelernt, dass Gott nicht ein zu fürchtendes Monstrum ist, sondern sich in Jesus Christus als liebender Vater offenbart hat.» Eine junge Frau aus Afghanistan antwortet auf die Frage, warum ausgerechnet sie die Gefahr auf sich genommen habe, Christ zu werden: «Wenn man Menschen begegnet, die Jesus Christus lieb haben, möchte man diesen Herrn auch kennenlernen. Daher bin ich Christ geworden.»

Wissen wir, was unsere Mitmenschen umtreibt, wo sie der Schuh drückt? Ist uns bewusst, was sie glauben oder meinen zu glauben? Wie wirklich ist für uns der lebendige Gott? Denn wenn uns der lebendige Gott begegnet, werden wir hellwach, selbst mitten in der Nacht. Angesichts des Islam brauchen wir ein neues Urvertrauen in das Evangelium Jesu Christi. Denn es ist dieses mangelnde Vertrauen, was die geistliche Verunsicherung bewirkt. Wir bewegen uns in einer verunsicherten Verteidigungshaltung, die allemal lähmt, fröhlich unseren Glauben zu bekennen.

Der Islam ist eine enorme geistliche, theologische und missionarische, aber zugleich auch eine gesellschaftliche, ideologisch-politische Herausforderung. Gleichzeitig müssen wir auf der einen Seite lernen, den einzelnen Muslim zuerst als Mitmenschen wahrzunehmen, dem die Liebe Gottes in Jesus Christus ebenso gilt wie uns. Christus ist für alle Menschen gestorben, nicht nur für die Christen. Sein Tod am Kreuz schliesst die ganze Welt ein. Es gilt zu differenzieren zwischen den glaubenden Menschen und der Religion des Islam als einem zum Teil totalitären Glaubenssystem, das dem christlichen Glauben diametral entgegensteht. Der Islam versteht sich letztlich als eine Überbietung und Enthebung aller vorherigen Religionen, einschliesslich des Christentums. Der Islam ist im Grunde nicht nur eine Religion. Der klassische Islam ist eine Ideologie und ein gesellschaftspolitisches System, auch wenn es viele unterschiedliche regionale und kulturelle Ausprägungen gibt.

Es besteht diese doppelte Herausforderung, nämlich den Muslimen das Evangelium nahezubringen und dabei den Islam als Religion zu verstehen und zu durchschauen. In aller Liebe zu den Muslimen als Mitmenschen müssen wir uns daher auch ein geistliches Urteilsvermögen erarbeiten und bewahren. Es geht dabei weder um ein «Feindbild Islam» noch um ein «Wunschbild Islam», sondern um das Ernstnehmen des real existierenden Islam in Geschichte und Gegenwart. Wir stehen hier wohl als Kirche und Gemeinde Jesu Christi im 21. Jahrhundert vor einer ähnlichen komplexen Herausforderung wie die frühe Kirche im damaligen gnostischen und multi-religiösen Milieu der Antike.

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