Diskreditierung und Diffamierung: Die politische, mediale und private Kommunikation erfährt einen Niedergang, der ohne Beispiel ist in der Nachkriegszeit. Aber da ist eine Hoffnung.
Thomas Lachenmaier
14. Februar 2021

Gleich im dritten Satz der Bibel setzt Gott gleissendes Licht der Finsternis entgegen: «Es werde Licht!» Mit Licht beginnt die Geschichte, die Gott mit den Menschen schreibt: «Und es ward Licht.» Licht markiert als Gegensatz zur Finsternis göttliches Wesen und Wirken. Licht offenbart das Chaos im Dunkel, im Licht Gottes wird es überwunden. Licht ist die Voraussetzung, um das Böse zu überwinden. Gott ist Licht (Joh. 8,12; 9,5), und Gott kann Menschen ins Licht setzen. Er kann sie zu Trägern des Lichts, ja, sie selber licht machen (Matth. 6,22; Luk. 11,34). Deshalb hasst der in der Bibel als Widersacher Gottes Genannte das Licht. Im Dunkeln wird das Gewissen stummgeschaltet, damit das Böse zum neuen Normal wird und wie Alltag aussieht. Dinge sollen im Dunkeln bleiben, damit das Böse Raum gewinnt. Mit beträchtlichem Aufwand hüllen jene ihr Tun in Dunkel, die Verkehrtes vorhaben.

Was sagt es über unsere Zeit aus, dass wir nicht nur von Lüge und Verschleierung der Wirklichkeit umgeben sind, sondern auch von der Methode, die lichte Wahrheit durch das Herabsetzen derer zu verhindern, die Licht ins Dunkel bringen wollen? Diskreditierung – Diffamierung, üble Nachrede, das Schlechtmachen von Menschen und Institutionen – ist das dämonische Mittel der Wahl, damit das nicht offenbar wird, was offenbar werden sollte. Wer nicht einstimmt in den (gesundheits-)politisch korrekten Chor, der ist ein «Populist», ein «Corona-leugner». Wer mit Blick in die Klimageschichte Zweifel daran hat, dass es der Mensch ist, der das Klima bestimmen und sogar steuern kann, der ist ein «-leugner». Das ist ein funktionaler Begriff, angewendet zum Zwecke der Diffamierung: Wer Bedenken hat, wird in die Nähe von Personen gerückt, die das grösste und am besten erforschte Verbrechen der Menschheit leugnen und insgeheim selber Nazis sind.

Wer dieser Verunreinigung von Sprache, dieser üblen Nachrede auf den Leim geht, wird die Aussagen des Verleumdeten gar nicht mehr zur Kenntnis nehmen. Dieser ist diskreditiert, hat keinen Vertrauenskredit mehr. Man glaubt, nicht mehr frei anschauen und prüfen zu müssen, was dieser sagt. Der Begriff «Teufel» hat mit «Durcheinanderbringer» und eben auch mit «Verleumder» zu tun. Sein Mittel der Wahl ist die Sprache.

Gegenwärtig erfährt die öffentliche Kommunikation einen Niedergang ohne Beispiel in der Nachkriegszeit. Die Medien, und leider auch die meisten Menschen, folgen dem Muster, dem Vorbild der Politik. Menschen und Organisationen zu diffamieren, deren Fakten oder Meinungen man nicht wahrnehmen will, ist zu einer tatsächlichen Pandemie geworden. Diese Methode, offenen Austausch von Informationen und Meinungen zu verhindern, manifestiert sich bei allen grossen politischen Themen unserer Zeit. Transparenz, Offenheit, Freundlichkeit, Respekt und Unvoreingenommenheit haben sich in der politischen Debatte ebenso als flüchtig erwiesen wie in vielen privaten und familiären Gesprächen.

Gott will von den Seinen, dass sie keine Gemeinschaft mit den «Werken der Finsternis» haben, sondern dass sie diese aufdecken (vgl. Eph. 5,11). Wenn Journalisten ihre Arbeit tun und nicht Anteil haben an der Verschleierung von Fakten, dann helfen sie Gläubigen wie Nichtgläubigen, alles zu prüfen, um das Gute behalten zu können. Wer diesen weisen Rat des Paulus ausschlägt – und einfach nicht zur Kenntnis nimmt, was jemand sagt, nur weil dieser diskreditiert wurde –, beraubt sich der Fähigkeit, Dinge im Licht zu sehen. Wenn Gott Licht ist und will, dass die Dinge offenbar sind und werden, dann bedeutet das, dass es nicht Gottes Wille ist, wenn der Zugang zu Informationen begrenzt und die Freiheit der Meinung abgeschafft wird.

Der Schweizer Journalist Milosz Matuschek schreibt: «Es gibt gerade viele Ereignisse, die einen in Sachen Corona nur noch stutzig machen: das Tempo der Verschärfungen, die überall zunehmende Zensur, der Kollaps des Debattenraums, die autoritäre Sprache, der diktatorische Duktus. Wir leben in Zeiten der Demokratie-Dämmerung. Die Nacht wird täglich länger, der Tag kürzer. Und irgendwann könnte die Nacht bleiben.»

Der niederländische Historiker Geert­ Mak sieht eine historische Zeitenwende mit umwälzenden Auswirkungen auf die offenen Gesellschaften. Er rechnet mit dem Ende «von fünf Jahrhunderten bürgerlicher Kultur» und dem Eintritt in ein neues Zeitalter globaler Repression. Sind das Unkenrufe, oder nicht doch das, was der Aufmerksame spürt, sieht – was die Bibel verheisst?

Yuval Noah Harari, der bekannteste Historiker unserer Zeit, schreibt, es könne gut sein, dass man sich das Virus betreffend später vor allem an den Moment erinnert, in dem neue digitale Überwachungstechnologien eingeführt wurden. Vor allem dann, so Harari, «wenn es eine biometrische Überwachung gibt, nicht nur, um zu wissen, wo sich eine Person befindet und mit wem sie sich trifft, sondern auch zur Kontrolle dessen, was im Inneren ihres Körpers passiert: Blutdruck, Herzfrequenz, Hirntätigkeit. Die Regierungen und die Konzerne werden in der Lage sein, uns besser zu kennen als wir selbst, sie werden unsere Emotionen und Gedanken verstehen können und unsere Persönlichkeit. Es ist die Art sozialer Kontrolle, von der totalitäre Regimes immer geträumt haben».

Markus Krall schreibt in seinem Buch, «Die bürgerliche Revolution – Wie wir unsere Freiheit und unsere Werte erhalten» (Verlag Langen Müller), von der aufbrechenden Feindschaft gegen das Christentum. Er erklärt dies gerade dadurch, dass im christlichen Glauben «die Liebe Gottes zum Menschen – nicht als ‹Masse›, sondern als Individuum (‹Ich rufe dich bei deinem Namen›) sichtbar wird». Es ist der christliche Glaube, der das Fundament der rechtsstaatlichen Zivilisation legt, welches jetzt eingerissen werden soll. Krall nennt dessen Früchte, die Werte von «Familie, Individualität, Freiheit und auch Eigentum (‹Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut!›)». Die Gegnerschaft zum Christentum wurzle «in der dämonischen Motivation der Feindschaft zu Gott und dem Menschen als vom Schöpfergott mit Freiheit ausgestattetem Geschöpf». Das ist eine sehr präzise Beobachtung.

Warum ziehen Christen Hass auf sich? Weil sie «Kinder des Lichtes und Kinder des Tages» sind, «nicht von der Nacht noch von der Finsternis» (vgl. 1. Thess. 5,5; Eph. 5). Durch ihr schieres Dasein erinnern sie die im Dunkel daran, dass es den einen gibt, der gerecht ist – und der auch ihnen Gerechtigkeit widerfahren lassen wird. Konservative und christliche Äusserungen, etwa von Menschen, die sich für Ungeborene einsetzen oder gegen die abwegige, antichristliche und menschenfeindliche Genderideologie, werden tausendfach von Facebook und den anderen Big Tech Global-Playern zensiert. Youtube-Kanäle mit Hunderttausenden Abonnenten wurden komplett gelöscht. Das ist, als ob man eine der grossen Tageszeitungen verbieten würde. Auch kritische Berichte und Kommentare zu der Impfkampagne werden von Facebook rigoros gelöscht.

Andererseits haben linke Antisemiten und Israelhasser bei Twitter und Facebook ebenso freie Bahn wie Islamisten. Khamenei, der mächtigste Mann des Iran, nutzte Twitter jüngst erneut, um zur Vernichtung des jüdischen Staates aufzurufen, ohne dass sich irgendjemand bemüssigt fühlte, dies zu stoppen. Die «Gesetze gegen Hassrede» gelten anderen. Sie «laufen auf ein Überwachen und Strafen der freien Rede hinaus», sagt der Medienwissenschaftler Norbert Bolz, Autor des Buches «Avantgarde der Angst» (Verlag Matthes und Seitz). In einer freien Gesellschaft «muss man lernen, mit dem Hässlichen umzugehen. Und man darf auch keine Angst vor den Verrückten haben, die sich in den sozialen Medien tummeln. Zum Schutz des Bürgers reichen die Gesetze des Rechtsstaats völlig aus. Oder um es noch prinzipieller zu formulieren: Auch die Immoralität einer Meinung ist kein Grund dafür, ihr Bekenntnis und ihre Diskussion zu beschneiden». Es sei ein Irrtum «zu glauben, dass derjenige, dem man das Sprechen und Schreiben beschneidet, immerhin noch frei denken könne. Es gibt nämlich keine Freiheit des Denkens ohne die Möglichkeit einer öffentlichen Mitteilung des Gedachten». Das gilt gerade in Glaubensdingen. Bolz weiter: «Wenn es in einem Staat aber keine Freiheit der Rede mehr gibt, steht man vor der Alternative, ob man Sicherheit und Konformismus oder Wahrheit und Verfolgung wählt.»

Wenn die Wahrheit verdunkelt wird, dann kommt schnell auch das Fundament der Wahrheit ins Visier. Und das wird sie sicher mit dem Zensurgesetz der Bundesregierung und der Behinderung von freiem Gedankenaustausch durch Diffamierung und Ausgrenzung. Und das wird auch die Folge des «Gesetz zum Schutz der Bevölkerung» von Angela Merkel sein, welches «im Eiltempo durch alle Instanzen gepeitscht wurde», wie Schweizer Medien kritisch anmerkten: Bundestag, Bundesrat, Unterschrift Bundespräsident, Veröffentlichung im Gesetzblatt innerhalb von Stunden.

Lesen Sie den ganzen Artikel in factum 01/2021.