Über eine Milliarde Menschen weltweit leiden an wenig bekannten, oft von Parasiten übertragenen Krankheiten. Der israelische Immunologe Prof. Zvi Bentwich hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, diese Krankheiten auszurotten, nachdem er entdeckt hatte, dass diese Erkrankungen die Anfälligkeit für HIV und Tuberkulose erhöhen und oft einen Teufelskreis von Krankheit und Armut in Gang setzen.
Stefan Frank
17. April 2018

Diese Erkrankungen werden unter der Abkürzung NTD zusammengefasst, das englische Kürzel steht für Neglected Tropical Diseases, vernachlässigte Tropenkrankheiten. In der Bank Maji-Region im Südwesten Äthiopiens sind beispielsweise mehr als 80 Prozent der Schulkinder von Schistosomiasis betroffen, das allgemein als «Schneckenfieber» bekannt ist. Die Krankheit wird durch parasitäre Plattwürmer verursacht und kann die Harnwege und den Darm infizieren. Prof. Zvi Bentwich hält die Ausrottung dieser Krankheiten für ein Schlüsselelement im Kampf gegen Armut. Dazu sind zum einen Medikamente nötig; Anfang des Jahres unterzeichnete die von Professor Bentwich gegründete Stiftung NALA eine dreijährige Partnerschaft mit dem Pharmariesen Merck, der seit 2007 mehr als 19 Millionen Praziquantel-Tabletten für Äthiopien gespendet hat. Doch es bedarf auch Änderungen der
Infrastruktur und des Verhaltens: Sauberes Wasser und Toiletten müssen verfügbar sein und genutzt werden, Prinzipien der Hygiene wie das Händewaschen und das Vermeiden schmutzigen Wassers eingeführt werden. Diese Kombination ins ländliche Äthiopien zu bringen, war für die NALA Foundation eine jahrzehntelange Herausforderung. Mit den Medikamenten von Merck, der Beteiligung der äthiopischen Regierung und der Verhaltensänderung der NALA glaubt Bentwich, die Schistosomiasis ausrotten zu können. «Wir haben die Krankheit in Israel heute nicht mehr», sagt er. «Wenn wir den Parasiten und die Reservoire töten, in denen er lebt, wird er verschwinden.» Bentwich sagt, er sei in einer Familie aufgewachsen, in der Tikkun Olam (das jüdische Konzept der «Reparatur der Welt», des Engagements für eine gute Sache) ein Leitprinzip war, bevor es in Israel zu einem populären Begriff wurde. «Tikkun Olam war eine Mission in unserer Familie. Ich habe mich sehr früh als Student freiwillig gemeldet. Ich denke, das ist eine Art Verpflichtung.

(Artikel aus factum 03/2018)