Politiker und hochrangige Regierungsbeamte aus 80 Staaten, Vertreter von Religionsgemeinschaften und Organisationen, die sich für Religionsfreiheit engagieren, trafen sich auf Einladung von US-Aussenminister Mike Pompeo und Vizepräsident Mike Pence in Washington. Ziel der Konferenz war es, konkrete Handlungsmöglichkeiten zu erörtern, Politiker und Hilfswerke zu vernetzen und das Thema der bedrohten Religionsfreiheit in der Öffentlichkeit zu positionieren.
Thomas Lachenmaier
30. September 2018

Aus erster Hand konnten die Teilnehmer von der Not der um ihres Glaubens willen Verfolgten erfahren. So berichtete die Frau des chinesischen Missionars John Cao, der seit sieben Jahren im Gefängnis sitzt, weil er sich für den Bau christlicher Schulen engagiert hat. Cao hat infolge der Haft zunehmend schwere gesundheitliche Probleme. Auch die Frau des in der Türkei als Geisel gehaltenen Pastors Andrew Brunson berichtete von der Notlage ihres Mannes – und von seinem Glauben, der auch in dieser Situation «unerschütterlich» sei.

US-Aussenminister Pompeo berichtete vom Engagement der Regierung gegen die Verfolgung Gläubiger, von der weltweit vor allem Christen betroffen sind. Sie sind von Völkermord und Gräueltaten betroffen, von Versklavung, Vergewaltigung, Inhaftierung, Folter, Zwangsbekehrungen und Vertreibung. Weltweit sei jeder zwölfte Christ «extremer Verfolgung» ausgesetzt. Der Kampf gegen die Verfolgung religiöser Menschen habe für die US-Regierung hohe Priorität, sagte Pompeo.

Er erklärte, dass ihm dieses Thema als bekennendem Christen auch persönlich ein grosses Anliegen sei, sein evangelikaler Glaube zwinge ihn, zu handeln. «Die USA hoffen, mit dieser Konferenz zur Eindämmung der religiösen Verfolgung ein neues Kapitel zu schreiben und weltweit etwas zu bewirken.» Menschenrechtspolitik habe für die US-Administration zentrale Relevanz. «Wir haben selten Begegnungen mit Politikern von Ländern, bei denen wir nicht die Frage der Menschenrechte aufwerfen», sagte Pompeo und nannte konkrete Beispiele.

Vizepräsident Mike Pence berichtete, dass 83 Prozent der Weltbevölkerung in Ländern leben, in denen die Religionsfreiheit eingeschränkt oder unterdrückt wird. Dem Jahresbericht der US-Kommission für internationale Religionsfreiheit (United States Commission on International Religious Freedom USCIRF) zufolge haben sich die Bedingungen für Religionsfreiheit 2017 global weiter verschlechtert. Die Kommission schlägt dem US-Aussenministerium 16 Länder für die Kategorie der «besonders besorgniserregenden Staaten» vor. Bei diesen Ländern wird die US-Regierung massiven diplomatischen und wirtschaftlichen Druck ausüben. Das kann für diese Länder erhebliche wirtschaftspolitische Folgen haben. Auf der Konferenz wurde ein Aktionsplan veröffentlicht, in dem konkrete Massnahmen zum Schutz von religiösen Minderheiten beschrieben werden und welche Reaktionsmöglichkeiten auf Verletzungen der Religionsfreiheit bestehen.

(Artikel aus factum 07/2018)