In Zeiten ethischer und theologischer Verwahrlosung und der islamischen Herausforderung sind wir als Christen besonders gefordert: zu einem klaren Bekenntnis.
Albrecht Hauser
10. April 2020

Von dem schwäbischen Theologen Johann Albrecht Bengel (1687–1752) stammt die Aussage: «Beginnen Sie niemals eine Diskussion ohne Sachkenntnis, ohne Lieb, ohne Notwendigkeit und ohne Gebet.» In Zeiten allgemeiner Verunsicherung, ja geradezu einer theologischen und ethischen Verwahrlosung unserer Tage, tun wir gut daran, diese Regel Albrecht Bengels immer aufs Neue zu beachten. Dies gilt gerade auch für die Begegnung mit Menschen anderen Glaubens und den säkularen Weltanschauungen und Ideologien, die unser Verhalten und Denken mitbestimmen wollen, ja, die auch auf ihre Weise missionarisch aktiv ihre «Heilsansprüche» geltend machen.

Unter Christen hat sich eine zunehmende Verunsicherung über den eigenen Glauben breitgemacht. Der feste Grund des Glaubens an Jesus Christus scheint zu wanken, weil wir Wahrheit zu einer Gefühlsangelegenheit verkommen haben lassen. In der lebendigen Begegnung mit Jesus Christus, der in Person der Weg, die Wahrheit und das Leben ist und bleibt, muss unser Vertrauen ins Evangelium verankert sein. Auf Vergewisserung unseres eigenen Glaubens, nämlich warum wir Christen sind und wir es auch gerne bleiben wollen, muss auch ein freudiges Zeugnis folgen, nämlich, dass wir uns auch freuen, wenn Menschen anderen Glaubens im Angesichte Jesu Christi die Herrlichkeit Gottes erblicken und sich in die Nachfolge Jesu rufen lassen.

Wenn Mission zum Wesen der Kirche gehört, wie immer wieder beteuert wird, dann ist dies die schlichte Konsequenz evangelischen Glaubens. Denn die Kirche ist nicht etwa ein Verein zum Schutz vermeintlich gefährdeter Religionen, noch ist der Heilige Geist etwa nur der Verwalter des Religiösen, sondern der Ehrenretter Jesu Christi und der zum Glauben weckende Geist des Dreieinigen Gottes. So brauchen wir bei aller differenzierter Sachkenntnis über den Glauben anderer Menschen zugleich auch den Willen zum Bekenntnis: «... dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters» (Phil. 2,11).

Im Islam begegnet uns ein komplexes, nachchristliches Glaubenssystem. Der Islam ist zunehmend eine theologische wie auch sozio-politische Herausforderung für Kirche und Gesellschaft. Wenn wir angesichts der Anfrage und Herausforderung des Islams unseren eigenen Glauben ernst nehmen wollen, können wir der Frage «Wer ist Jesus Christus wirklich?» gar nicht ausweichen. Denn im Islam ist Jesus zwar bekannt, aber auch zugleich fürchterlich verkannt.

Die zentralsten christlichen Glaubensaussagen werden von Muslimen kategorisch abgelehnt und anders gedeutet. Die christologische Frage steht also ganz aktuell auf der Tagesordnung. Wir können und dürfen uns angesichts des Islams nicht an dem Bekenntnis vorbeimogeln, dass Jesus wahrer Gott und wahrer Mensch zugleich ist. Der Widerspruch des Islams zwingt uns, die erste Liebe zu Jesus Christus wiederzugewinnen.

Lesen Sie den ganzen Artikel in factum 02/2020.