Die fernsten Galaxien sind Milliarden von Lichtjahren entfernt. Der amerikanische Astronom Dr. Danny Faulkner hat sich mit der Frage befasst, wie das zu einer jungen Schöpfung passen kann.
Dr. Peter Trüb
19. April 2022

Vor etwa dreihundert Jahren wiesen Astronomen zum ersten Mal nach, dass die Lichtgeschwindigkeit sehr hoch, aber nicht unendlich gross ist. Um von der Sonne bis zur Erde zu gelangen, benötigt Licht zwar lediglich einige Minuten, aber um von den entferntesten Galaxien zu uns zu kommen, sind viele Milliarden Jahre nötig. Die biblische Urgeschichte legt jedoch nahe, dass die Schöpfung lediglich einige Tausend Jahre alt ist. Deshalb haben sich gläubige Wissenschaftler immer wieder die Frage gestellt, wie das Licht ferner Galaxien uns innerhalb dieser relativ kurzen Zeitspanne erreichen konnte. In diesem Artikel möchte ich eine These des amerikanischen Astronomen Dr. Danny Faulkner zu dieser Frage vorstellen.

Nicht unendlich schnell

Dass Licht eine endliche Ausbreitungsgeschwindigkeit besitzt, war lange unklar. Das liegt daran, dass sie mit 299 792,458 km/s unglaublich gross ist. Um überhaupt Effekte der endlichen Lichtlaufzeit feststellen zu können, braucht man deshalb entweder äus­serst präzise Uhren oder muss die Ausbreitung von Licht über sehr grosse Distanzen beobachten können. Dies gelang erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts, als der dänische Astronom Ole Christensen Roemer studierte, in welchem Rhythmus die Monde des Jupiters im Schatten des Planeten verschwinden und wieder auftauchen. Er bemerkte, dass sich diese Zeitpunkte leicht verschoben, je nachdem, ob sich die Erde auf Jupiter zu- oder von ihm wegbewegte. Dadurch konnte er belegen, dass das Licht tatsächlich eine gewisse Zeit brauchte, um die von Jupiter während eines Mondumlaufs zurückgelegte Distanz zu durchlaufen. Zwar konnte er selbst noch keinen Wert für die Lichtgeschwindigkeit angeben, aber es war klar, dass Licht nicht unendlich schnell ist.

Im Laufe der nächsten Jahrhunderte stellte sich heraus, dass das Sonnensystem so gross ist, dass Licht für dessen Durchquerung bereits einige Stunden benötigt. Sterne brachten die nächste Überraschung: Ihr Licht benötigt mehrere Jahre, um bis zur Erde zu gelangen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts machten Astronomen schliesslich die Entdeckung, dass diffus erscheinende Objekte wie der Andromedanebel Ansammlungen von Sternen sind, die sogar noch viel weiter entfernt liegen. Diese Galaxien ähneln unserer Milchstrasse und ihr Licht benötigt Millionen bis Milliarden Jahre, um uns zu erreichen. Auch wenn die Bestimmung dieser Distanzen mit einiger Unsicherheit behaftet ist, lässt sich nicht bezweifeln, dass das Universum mehrere Millionen oder Milliarden Lichtjahre gross ist.
 
Gleichzeitig erschaffen?

Die einfachste Vorstellung, wie Gott bei der Schöpfung der Sterne und Galaxien vorgegangen sein könnte, besteht darin, dass er sie aus dem Nichts erschuf und an den für sie vorgesehenen Platz im Weltall setzte. Ihr Licht würde sich ab diesem Zeitpunkt ausbreiten und wäre im Falle der Andromeda­galaxie erst 2,5 Millionen Jahre später von der Erde aus zu sehen. Damit wir heute (und vermutlich auch Adam am Ende der Schöpfungswoche) ihr Licht sehen können, muss Gott also anders vorgegangen sein. Eine naheliegende Möglichkeit besteht darin, dass Gott zusammen mit den Sternen auch ihr Licht auf dem Weg zu uns erschaffen hat. Das Licht sämtlicher Sterne in einer Entfernung von mehr als ein paar Tausend Lichtjahren wäre demnach während der Schöpfungswoche direkt von Gott erschaffen worden. Diese Idee wurde in der Vergangenheit tatsächlich von einigen bekannten Christen so vertreten.

Allerdings bringt der Vorschlag, dass Gott das Licht der Sterne auf dem Weg zu uns erschaffen hat, einige Schwierigkeiten mit sich. Dies wird deutlich an einer Sternexplosion, die im Jahre 1987 in einer Entfernung von 168 000 Lichtjahren entdeckt wurde und deren Ablauf sehr detailliert beobachtet wurde. Beispielsweise war zu erkennen, wie im Laufe der Zeit verschiedene chemische Elemente unterschiedliche Arten von Licht freisetzten, wie das Licht der Explosion mit der Zeit immer schwächer wurde und die Überreste des Sterns schliesslich von Staub verdunkelt wurden. Wenn obiger Vorschlag richtig wäre, hätte dieser Stern jedoch gar nie existiert und die Explosion hätte auch nie wirklich stattgefunden. Es ist schwer vorstellbar, weshalb Gott das Licht einer solchen Sternexplosion nachgebildet haben sollte. Deshalb ist es angebracht, sich nach einer besseren Erklärung für die Sichtbarkeit weit entfernter Objekte umzusehen.

Lesen Sie den ganzen Artikel in factum 03/2022