Die neu erschienene «Alle-Kinder-Bibel» will «rassismuskritisch» und «vielfaltssensibel» sein und hat nach Angaben der Macher die «Kinder of Color» (Farbige) im Blick. Letztlich ist sie aber vor allem eines: gotteslästerlich.
Raphael Berger
17. April 2023

So spricht sie von Gott bewusst nicht als «er», sondern als «dein*e Gott». Die Bibel, so die Herausgeber, denke Gott jenseits von Genderkategorien und biete sowohl männliche wie weibliche wie ganz ungeschlechtliche Bilder von Gott. «Mann kann auch in der Sprache gegenwärtiger Identitätsdiskurse sagen: Gott ist queer», heisst es im «Nachwort für erwachsene (Vor-)leser*innen dieser Kinderbibel», welches ganze acht Seiten umfasst. Dass Jesus von Gott als seinem «Vater» spricht, wurde wohl bewusst «übersehen».

Die Bibel berichte, dass Gott die Menschen zu seinem Bild schuf, und zwar als männlich und weiblich, heisst es weiter. Damit sei aber nicht eine festgelegte Zweigeschlechtlichkeit gemeint. So arbeite die Schöpfungsgeschichte immer wieder mit Gegensätzen, um ein weites Spektrum zu beschreiben, und spreche zum Beispiel von «Morgen und Abend», um damit den ganzen Tageslauf zu benennen. «Genau so bedeuten männlich und weiblich nicht zwei festgelegte Geschlechter, sondern zwei Punkte auf einer Skala geschlechtlicher Vielfalt.» Biologische Tatsachen werden hier ideologischen Vorstellungen geopfert.

Die Bibel stört sich daran, dass «Jesus in der Mehrzahl biblischer Darstellung nicht nur in Deutschland weiss und nordeuropäisch aussieht, obwohl er historisch eine Person of Color war», steht weiter. Weisse sind in der Bibel dementsprechend inexistent, auch bei der Geschichte vom «Festessen im Himmel» (nach Lukas 14). So viel zu «vielfaltssensibel». Vielmehr entsteht beim Lesen der Eindruck, man müsse als Weisser in Sack und Asche Busse tun, weil wir «unser eigenes diskriminierendes Denken in diese Geschichten hineintragen».

Im Schöpfungsbericht sucht man eine männlich aussehende Person (Adam) vergeblich. Ebenso wird konsequent gegendert. Man liest von «Freund*innen», «Hirt*innen», «Hebräer*innen» oder «Araber*innen». Auch redet Gott zu Abraham UND Sarah und als der Herr Abraham bei Mamre begegnet (1. Mose 18), spricht die Alle-Kinder-Bibel von drei Leuten, «Gäst*innen», die Abraham und Sarah «ein Kind» (statt einen Sohn) versprechen. Ebenso offenbart sich Gott dem Mose als «Gott Abrahams und Sarahs» und das fünfte der zehn Gebote wird wiedergegeben als «Kümmere dich um die, bei denen du aufwächst». Man will ja schliesslich «vielfaltssensibel» sein und «Regenbogenfamilien» nicht diskriminieren. Jesus wird auch nicht von Jüngern, sondern von «Freund*innen» begleitet und der Heilige Geist ist keine Person, sondern eine «Geistkraft».

Ironischerweise wurde die Projektgruppe nicht einmal ihrem eigenen Anspruch gerecht, bestand sie doch überwiegend aus «weissen Menschen», wobei weiss hier bewusst kursiv geschrieben wird, «um deutlich zu machen, dass nicht eine Hautfarbe gemeint ist, sondern die Zugehörigkeit zu einer gesellschaftlich dominanten Gruppe». So kamen «Menschen mit anderen Perspektiven» in diesem Projekt erst zum Zug, als es darum ging, die Bibel gegenzulesen. Ist das nicht rassistisch und diskriminierend? Und: Darf eine offensichtlich weisse Person (Anna Lisicki-Hehn, sie hat die Bibel illustriert) überhaupt «People of Color» malen?

Die Herausgeber der Bibel sind insofern ehrlich, wenn sie zugeben, dass es «das Konstrukt Rassismus» in der Bibel nicht gibt. Was also ist der Nutzen einer solchen Kinderbibel, wenn das Original das Gegenteil von rassistisch ist? Wenn jeder Mensch einzigartig und gottgewollt ist (Ps. 139) und es in Christus keine Unterschiede gibt (Gal. 3,26–28)? Höchst befremdlich ist die Tatsache, dass die Alle-Kinder-Bibel in einem christlichen Verlag (Neukirchener) herausgebracht worden ist.

Meldung aus factum 03/2023