Deutschland hat ein Problem mit Israel. Hat die politische Führung Deutschlands sogar ein Antisemitismusproblem? Der Historiker Prof. Michael Wolffsohn zog in der Neuen Zürcher Zeitung ein ernüchterndes Resümee über die deutschen Befindlichkeiten gegenüber Israel und dem jüdischen Volk.
factum-Redaktion
23. September 2023

Michael Wolffsohn hat sich intensiv mit dem Denken der 68er-Bewegung befasst. Der Historiker sagt: «Die Achtundsechziger waren israelfeindlich eingestellt. Das kann man an allen Umfragen belegen, ich habe das systematisch erforscht.» Mit dem «Marsch durch die Institutionen», der heute als erfolgreich abgeschlossen gelten kann, zeigte sich diese Haltung dann auch in der Politik. Wolffsohn erinnert daran, dass Deutschland 1973, als Israel im Yom-Kippur-Krieg von der Auslöschung bedroht war, den USA die Genehmigung verweigerte, über Deutschland Waffen nach Israel zu transportieren.

Olaf Scholz personifiziere die «alten Denkmuster» der 68er und die Fortsetzung der Achtundsechziger an den Hebeln der politischen Macht. Das Schweigen von Olaf Scholz, als Mahmud Abbas neben ihm von Holocausts schwadronierte, die Israel gegen die Palästinenser verübe, spricht Bände.

Die «vermeintlich Progressiven», so Wolffsohn, betrachten Israel als «Produkt des Kolonialismus. Damit delegitimieren sie auch die Gründung Israels von vornherein». Wolffsohn konstatiert ein kontinuierlich negatives Meinungsbild in Deutschland gegenüber Israel, nicht nur innerhalb der Kulturschickeria.

Die BDS-Kampagne, die «Israel als jüdischen Staat vernichten» wolle, ist bei der progressiven Elite in Deutschland wohlgelitten. Wichtige Kultureinrichtungen suhlen sich in einem als Israelkritik beschönigten Judenhass. Wichtige Kulturschaffende, die mit Steuergeldern finanziert oder unterstützt werden, haben in ihren Texten geradezu klassischen Antisemitismus an den Tag gelegt.

Meldung auf factum 05/2023