Die Bibel berichtet vom unverbrüchlichen Liebesbund Gottes zu seinem Volk Israel. Als Gläubige aus den Nationen dürfen wir eine Fürsorge für diese Bündnisliebe haben: ein Gebetsauftrag.
Heinz-Jürgen Heuhsen
27. November 2023

Ein entscheidender Wesenszug unseres Heiligen Gottes ist Seine Liebe. Er hat die Welt «so geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe» (vgl. Joh. 3,16; Jes. 6,3; Off. 4,8). Gottes Liebe führte dazu, dass ER unseren Herrn Jesus, den Messias (den Christus) sandte, um jedem Menschen die Möglichkeit zu eröffnen, ewiges Leben mit IHM auf der kommenden neuen Erde zu verbringen (vgl. Jes. 65,17; Off. 21,1). Gott, «unser Retter», will, «dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen» (vgl. 1. Tim. 2,3b.4). Das ist die Liebe, die Gott zu allen Menschen hat. Es gibt jedoch noch eine weitere Liebe Gottes, von der die Bibel spricht. Es ist eine besondere Liebe, es ist die Liebe Gottes zu Seinem Volk Israel.

Diese Liebe wird beschrieben als die Liebe, wie sie ein Ehemann zu seiner Ehefrau hat. Eine Bündnisliebe, wie sie bei einem Ehebund in Worte gefasst wird: «Ich verspreche Dir die Treue in guten und in bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet. Ich will Dich lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens, in guten und in bösen Tagen, bis der Tod uns scheidet.» Jeder christliche Ehemann möchte und soll, wie Jesus geboten hat, auch andere Menschen ausser seiner Frau lieben (gr. «agape»). Für seine Frau behält er jedoch eine einzigartige Liebe – eben diese Bündnisliebe, die ihn mit keinem anderen Menschen verbindet.

Das Wesen der Bündnisliebe Gottes zu Israel wird in der Bibel mit dem Wort «chesed» beschrieben (mehr als 240-mal im Alten Testament). Aus allen Völkern der Erde hat Gott nur ein Volk erwählt, mit dem ER einen derartigen Ehebund geschlossen hat – Israel. Wie ein guter Ehemann wacht Gott über Israel, als ob Er sagen wollte: «Keiner rührt die an, die ich liebe. Niemand macht die, die ich liebe, zum Gespött. Niemand wird meine Frau angreifen oder verletzen; ich werde sie beschützen!» Gott liebt Sein Volk Israel mit einer ewigen Liebe. Paulus betont in Römer 11,1: «Ich frage nun: Hat Gott sein eigenes Volk verstossen? – Niemals!» Welche Konsequenzen ergeben sich für jeden Menschen und jedes Volk auf der Erde, gerade auch für uns Deutsche, aus dieser einzigartigen Liebe Gottes zu Seinem Volk Israel?

Paulus beschreibt im Römerbrief Gottes Plan, Juden und Nichtjuden im Messias in Einheit zusammenzubringen. Die Nationen weltweit haben das Angebot des Heils und der Rettung durch Jesus, Yeshua, den Messias Israels, und den Dienst der jüdischen Apostel bekommen – und sollten deshalb in Dankbarkeit dem jüdischen Volk gegenüber handeln. Jesus sagte damals einer nichtjüdischen Frau: «Das Heil kommt von den Juden» (Joh. 4,22).

Israel ist die einzige Nation, mit der Gott einen Bund geschlossen hat, der ihr Überleben als gesamte Nation garantiert: «So spricht der HERR, welcher die Sonne zum Lichte bei Tage gegeben hat, die Ordnungen des Mondes und der Sterne zur Leuchte bei Nacht; der das Meer erregt, dass seine Wellen brausen, HERR der Heerscharen ist sein Name: Wenn diese Ordnungen vor meinem Angesichte beseitigt werden können, spricht der HERR, dann soll auch der Same Israels aufhören, ein Volk vor mir zu sein!» (Jer. 31,35–36).

Leider haben die Kirchen und Gemeinden nicht erkannt, dass Gott an seinem Bund mit Israel festhält – auch wenn ER das Volk fast 2000 Jahre aus dem Land vertrieben hat. Die Kirche behauptete: «Jetzt sind wir auserwählt worden. Gott hat Israel verworfen. Gott hat keinen weiteren Plan mehr für Israel.» Dabei vergisst sie, dass Gott um ihretwillen 2000 Jahre lang von Israel entfremdet war. Paulus sagt: Versteht das nicht falsch, seid nicht unwissend über diesen Punkt! Doch die Kirche hat sich immer und immer wieder gegen die Juden gewandt. Gleichzeitig gab es innerhalb der Kirche aber auch stets einen Überrest, der an die Wiederherstellung Israels geglaubt und dafür gebetet hat. «Denn gleichwie auch ihr einst Gott nicht gehorcht habt, nun aber begnadigt worden seid infolge ihres Ungehorsams, so haben auch sie jetzt nicht gehorcht infolge eurer Begnadigung, damit auch sie begnadigt würden. Denn Gott hat alle miteinander in den Unglauben verschlossen, damit er sich aller erbarme» (Röm. 11,30–32).

Die christliche Kirche war immer dazu berufen, den Juden die Liebe Gottes zu zeigen. Gottes Plan war es, dass Israel durch die Gemeinde Jesu den Messias und Seine Gnade erkennen sollte. Indem die Juden die Barmherzigkeit Gottes sehen, die den heidnischen Völkern gezeigt wurde, sollten sie die Barmherzigkeit Gottes zu allen Menschen erkennen. Die liebevolle und dankbare Hinwendung der «Heiden-Christen» zum jüdischen Volk hätte Jesus für das ganze jüdische Volk attraktiv gemacht. Das war und ist Gottes Wille. Das wäre ein lebendiges Zeugnis der Liebe und der Absichten Gottes gewesen. Stattdessen hat sich die Kirche jedoch selbst im Laufe der Jahrhunderte zum Feind Israels, ja, zu einer Quelle des Antisemitismus entwickelt.

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