Wüstenameisen errichten durch die Erhöhung ihres Nesteingangs sichtbare Orientierungshilfen, wenn es in der Nähe keine markanten Orientierungspunkte gibt, damit futtersuchende Nestgenossen schnell und sicher nach Hause finden.
factum-Redaktion
15. Juni 2023

Das konnten Forscher des Max-Planck-Instituts für chemische Ökologie Jena dokumentieren. Die Studie1 wurde im Fachmagazin Current Biology veröffentlicht. Besonders die Ameisenkolonien, deren Nester tief in der tunesischen Salzpfanne zu finden sind, sind auf die selbstgebauten Landmarken angewiesen. Wurde der Hügel am Nesteingang abgetragen, begannen sie sofort mit dem Bau eines neuen Nesthügels, es sei denn, die Forschenden stellten künstliche Orientierungshilfen auf. Dieses Phänomen fügt dem erstaunlichen Orientierungssinn der kleinen Wüstenbewohner eine weitere faszinierende Facette hinzu.

Die Wüstenameise Cataglyphis fortis lebt in den Salzebenen Nordafrikas. In unwirtlicher Umgebung suchen sie im weiten Umkreis nach Nahrung und müssen sich orientieren. «Mit einem angeborenen Navigationsmechanismus, der sogenannten Wegintegration, nutzen diese Ameisen sowohl einen Sonnenkompass als auch einen Schrittzähler, um die von ihnen zurückgelegten Entfernungen zu messen. Darüber hinaus besitzen sie die Fähigkeit, sichtbare Landmarken und ortsspezifische Gerüche zu erlernen und zu nutzen», erläutert Marilia Freire, die Erstautorin der Studie.

1    Current Biology, 31. Mai 2023, doi: 10.1016/j.cub.2023.05.019

Meldung aus factum 04/2023