Körperlicher oder sexueller Missbrauch, Migrationserfahrungen, Cannabiskonsum, problematischer Alkoholgebrauch während der Jugend und das Leben in der Grossstadt erhöhen das Risiko junger Menschen, sich als Erwachsene gewalttätig zu verhalten. Dies ist das Ergebnis einer vom Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin in Göttingen geleiteten Studie.
factum-Redaktion
29. Juni 2018

Für ihre Arbeit haben die Forscher sechs unabhängige Studienpopulationen analysiert. Die Forscher haben dabei untersucht, ob eine Person vor dem 18. Lebensjahr in einer Grossstadt gelebt hatte, eingewandert war, körperlich oder sexuell misshandelt worden war oder Cannabis oder Alkohol konsumiert hatte. Als Auswirkungen werteten die Forscher aus, ob Menschen mit akkumulierten Risikofaktoren für Gewaltverbrechen wie sexuelle Übergriffe, Totschlag, Körperverletzung oder Mord verurteilt oder jemals in eine forensische Einrichtung eingeliefert worden waren, in der psychisch kranke Straftäter behandelt werden. In allen Gruppen hatten Personen, die mindestens einem dieser Risikofaktoren ausgesetzt waren, eine geringfügig höhere Wahrscheinlichkeit, als Erwachsener aggressiv zu werden. Mit jedem zusätzlichen Risikofaktor erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit der Gewalttätigkeit schrittweise, was sich in einem regelrechten Treppenmuster in allen sechs Populationen widerspiegelte. Alle Hochrisikofaktoren zusammengenommen erhöhen die Wahrscheinlichkeit um das Zehnfache, dass ein Mensch mit drei oder mehr Risikofaktoren als Erwachsener gewalttätig wird. In den Blutzellen von Männern mit hohem Risikoprofil stellten die Forscher höhere Werte von Histon-Deacetylase-1 fest, was ein Hinweis auf epigenetische Veränderungen ist.

(Artikel aus factum 05/2018)